My Big New von Michael Witt

13.07.2023 | Michael Witt

Michael Witts My Big New
Quelle: Zukunft Personal

Werden die Zeiten unruhiger, die Aussicht verschwommener und Ziele rücken in weite Ferne, so suchen wir instinktiv nach Halt und verlassen uns auf das, was wir bereits kennen und können. Dieser schon fast angeborene Reflex gibt uns einerseits Sicherheit anderseits hemmt er uns aufzubrechen und mit Neuem oder Innovativen dem Unbekannten zu widerstehen. Es benötigt aber beides den Blick zurück sowie den nach vorne, um in den immer schneller werdenden Zyklen unserer Zeit bestehen zu können.

Mein Blick gilt dem Recruiting – dem Neuen und dem Alten, dem Großen und dem Kleinen. Entsteht aus diesen Gegensätzen Fortschritt, so haben wir Evolution. Genau das benötigt es in vielen Teilen des Recruitings, wenn die bekannten und benannten Zukunftsthemen angegangen und gelöst werden sollen. Jedoch nicht von jetzt auf gleich – denn dafür muss aus Altem Neues entstehen und aus Kleinem Großes wachsen.

Eines der großen Themen das derzeit mal wieder die Recruiting-Welt in Atem hält ist der rasante Technologierfortschritt, der uns ehrlich gesagt nicht mehr überraschen dürfte. Ebenso scheinen die Generationen noch immer einen Clash in den unterschiedlichen Recruitingphasen zu verursachen und für Ratlosigkeit zu sorgen. Dies mündet in der nahezu unüberschaubaren Anzahl unterschiedlichster Recruiting-Optionen, die für die Suche auf dem Bewerbermarkt zur Verfügung stehen. All das sicherlich nur ein Ausschnitt möglicher Problemstellungen, die es gibt und sich ergeben können.

Aber genau hier beginnt mein „Big New“. Es beginnt nicht mit einem Knall. Es beginnt recht ruhig und sachlich und es geht dabei um das Fundament des Recruitings um das sich mittlerweile viele Recruiting-Organisationen bemühen. Denn wenn technologische Goldgräberstimmung herrscht, sich sowohl der Bewerber- als auch der Anbietermarkt überschlagen, Recruiterinnen und Recruiter zur erfolgskritischen sowie raren Profession ausgerufen werden und die Recruiting-Community zwischen „influenced by pictures“ und fundierten Fachwissen hin und her schwankt, dann benötigt es einen gewissen Halt und Orientierung.

Dieser notwendige Dreh- und Angelpunkt, den es für ein stabiles und zukunftsfähiges Recruiting benötigt kann nur aus dem Recruiting selbst heraus entstehen. Treiber hierfür werden die einzelnen organisationalen Bestandteile des Recruiting sein, die es gilt zu einer funktionierenden und wiederstandfähigen Organisationseinheit zu formen. All das kling trivial auf den ersten Blick, der Zweite offenbart aber die Lücken und Probleme recht klar: Eine HR-Profession die oftmals als die zentrale Größe für Wachstum oder Fortbestand von Unternehmen gesehen wird, muss sich bekannterweise ohne allgemeingültig fundierte Ausbildungs- bzw. Studiengänge ständig beweisen, fortwährend entwickeln und sich selbst organisieren. Sie soll sich selbst weiterbilden und dem technologischen Fortschritt nicht nur standhalten, sondern ihn auch gestalten.

So kann das Big New im Recruiting nur im Basement beginnen und die Transformation der Recruiting-Organisation, die Schaffung von robusten Recruiting-Strukturen sowie zu guter Letzt die Etablierung einer generellen Recruiting-Ausbildung bedeuten. Gelingt dies in einem qualitativ hohen sowie belastbaren Maß, so können die raschen Umweltänderungen, die flexiblen Bewegungen der Zielgruppen sowie die sprungartigen Änderungen der Bedarfe nicht nur erkannt, sondern voraussauend nachhaltig gelöst werden. Gelingt dies nicht ist die Gefahr groß, dass Recruiting im iterativen „oldschool“ verharrt und nie den Sprung ins Big New schaffen wird.  
 

Über Michael Witt

Foto von Michael Witt

Michael Witt war in seinen verschiedenen beruflichen Stationen der letzten 20 Jahren inhaltlich mit sämtlichen Facetten des Recruitings und Personalmarketings im nationalen und internationalen Kontext betraut. Seine Arbeitsinhalte reichten von leitend strategisch konzeptionellen Themen bis hin zur operativen Umsetzung. 2018 machte er sich als Berater mit dem Fokus auf Recruiting Strategie und Organisationsentwicklung selbstständig und begleitet seitdem Recruiting Organisationen im Rahmen von unterschiedlichen Change- und Transformationsprojekten. Für seine Arbeit wurde der Blogger und Autor bereits mehrfach ausgezeichnet.